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Hinschauen und berichten – Verantwortung zeigen in der Berichterstattung über die Angriffe auf kurdisch besiedelte Gebiete in Syrien

Offener Brief an die deutschen Medien

Sehr geehrte Damen und Herren,

in den letzten knapp zwei Wochen wurde viel und zurecht über die Ereignisse in Syrien geschrieben. Doch Berichte über Angriffe auf kurdisch besiedelte Gebiete durch die Syrische National Armee (SNA) und mit Unterstützung der Türkei erscheinen leider nur vereinzelt in größeren Medien.

Seit 2018 sind die schweren Menschenrechtsverbrechen, die von SNA-Milizen in Afrin begangen wurden, umfassend dokumentiert. Diese Verbrechen reichen von Vertreibungen und Enteignungen bis hin zu Folter und extralegalen Tötungen. Es ist bekannt, dass die Türkei diese Milizen finanziert, ausstattet und lenkt. Die Türkei ist zentraler Akteur in der Region und dennoch wird über ihre Rolle nur wenig berichtet. 

Deutschland, und damit seine Medien, wiederum steht als enger Partner der Türkei in einer besonderen Verantwortung. 

Ein Lichtblick: Frauenrechte in den SDF-kontrollierten Gebieten

Die von den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) kontrollierten Gebiete heben sich in einem wichtigen Punkt deutlich von anderen Regionen ab: Sie nehmen Frauenrechte ernst. Während Frauen in den vielen Fraktiolnen Syriens nach wie vor systematisch unterdrückt werden und viele Menschen erleichtert sein müsen wenn es unter HTS nicht ganz so schlimm wird wie befürchtet, setzen sich die SDF und ihre zivilen Verwaltungsgremien für die Gleichstellung der Geschlechter ein – ein Ansatz, der nicht nur kurzfristig, sondern auch mittel- und langfristig Stabilität und sozialen Fortschritt fördert. 

Ein Appell für verantwortungsvollen Journalismus

Wir erwarten keine unkritische Jubelberichterstattung, aber wir bitten Sie inständig, sich die Zeit zu nehmen, hinzuschauen und gut informiert zu schreiben. Dazu gehört es, die Aussagen der Türkei, sie bekämpfe Terrorismus in Nordostsyrien, kritisch zu hinterfragen. Wer profitiert wirklich von den aktuellen Entwicklungen? Wer leidet? Welche langfristigen Folgen drohen für die Region und ihre Menschen? 

Gerade jetzt, in einer unübersichtlichen Situation, in der Tatsachen geschaffen werden, braucht es einen gut recherchierten Journalismus. Berichterstattung, die die Perspektive der Opfer beleuchtet, die Zusammenhänge aufzeigt und die Verantwortung der internationalen Gemeinschaft klar benennt, ist dringend notwendig.

Wir appellieren an Sie nicht wegzuschauen. Denn Schweigen und einseitige Darstellungen stärken letztlich auch in Deutschland Verschwörungstheorien und untergraben das Vertrauen in seriöse Medien.

Mit der Hoffnung auf eine engagierte und differenzierte Berichterstattung,
verbleiben wir mit freundlichen Grüßen,

Emine Ruken Akca & Kerem Gök, Co-Vorsitzende KON-MED

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